Kultur

Joseph Beuys: 7000 Eichen - StadtRaumZeit in Kassel

Kabinettausstellung der Neuen Galerie


Basaltstele, wie sie jeden Baum flankiert (Quelle: heldmann.photography)
Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung
(Quelle: heldmann.photography)
GDN - Das Kunstprojekt "7000 Eichen" von Joseph Beuys zählt zu seinen bedeutendsten Sozialen Plastiken und prägt und verändert die Stadt Kassel bis heute. Anlässlich des 60jährigen Jubiläums der documenta zeigt die Neue Galerie in Kooperation mit der Stiftung 7000 Eichen eine Kabinettausstellung.
Der erste und der letzte Baum von "7000 Eichen"
Quelle: heldmann.photography
Im Rahmen der documenta 7 setzte Beuys am 16. März 1982 den ersten Baum seiner "7000 Eichen" vor dem Fridericianum in Kassel in die Erde. Bis zu seinem Tod im Januar 1986 waren mit Hilfe des Koordinationsbüros "7000 Eichen" bereits 5500 Bäume gepflanzt. Zu beginn der documenta 8 setzte Beuys´ Sohn Wenzel am 12. Juni den 7000. Baum direkt neben den ersten. Anschließend wurde das Kunstwerk der Stadt kassel zur Bewahrung übergeben.
Eichen und Stelen prägen Stadtbild Kassels
Quelle: heldmann.photography
Unter dem Motto "Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" greift diese dynamische Plastik auch für zukünftige Generationen unmittelbar in den Lebensraum der Menschen ein. Beuys verstand den Baum als "Zeichen für die Umwandlung der Gesellschaft". Jeder baum wird von jeweils einer Basaltstele flankiert, die dem Baum einen Monumentcharakter verleiht. Zudem steht nach Beuys´ spezifischem Verständnis für die Lebenskreisläufe das Mineralische des Steins mit dem Organischen des Baums in einem lebendigen Prozess. Diese Soziale Plastik, die wiet, über ein Menschenleben hinaus, in die Zukunft gerichtet ist, hat bereits in den vergangenen dreißig Jahren das Bild der Stadt Kassel nachhaltig verändert und wird es auch in Zukunft weiter mit prägen.
Joseph Beuys - Das Rudel (Neue Galerie)
Quelle: heldmann.photography
Dr. Dorothee Gerkens, die Leiterin der Neuen Galerie, betont die Bedeutung der Kunstaktion der "7000 Eichen": "Joseph Beuys´ Schaffen ist nach wie vor aktuell für unsere Zeit, da sein Wirken an die soziale Verantwortung der Kunst erinnert. Die Neue Galerie besitzt mit der Installation "The Pack (Das Rudel)" eine von Beuys´ zentralen Arbeiten. Daher freue ich mich um so mehr, dass die Ausstellung in Kooperation mit der Stiftung "7000 Eichen" realisiert werden konnte. Denn damit erinnern wir an die Wurzeln einer bürgernahen Kunst des Sozialen".
Volker Schäfer, Stiftung 7000 Eichen
Quelle: heldmann.photography
Volker Schäfer, Kurator und Vorsitzender der Stiftung "7000 Eichen" ergänzte: "Joseph Beuys gab sich nicht mit der Rolle eines Künstlers zufrieden, der seine Arbeiten museal präsentiert oder den Besuchern passives Betrachten zuweist. Vielmehr setzte er auf das kreative Potenzial der Menschen, mit dem sie die Welt menschlicher, ökologischer und gerechter gestalten können." Die Ausstellung, die am 9. Juli eröffnet und bis zum 31. Januar 2016 zu sehen sein wird, gibt Eindrücke in die Auseinandersetzungen, die es in Kassel im Vorfeld und während der ersten Zeit um dieses Kunstwerk gab. Sie zeigt aber auch, welche Veränderungskraft die "Stadtverwaldung" entwickelt hat. Die Kabinettausstellung in der Neuen Galerie findet im Jubiläumsjahr der documenta statt. Beuys, der an insgesamt fünf documenta-Ausstellungen selbst teilgenommen und zudem posthum vertreten war, war für die documenta ein wichtiger Impulsgeber.
7000 Oaks, Blick vom High Line Park, NYC
Quelle: heldmann.photography
Joseph Beuys war sich sicher, dass Kassel einmal "die Stadt der Eichen" sein wird. "So werden die 7000 Eichen ein sehr starkes Zeichen in 300 Jahren sein. So kannst du die Dimension der Zeit sehen", meinte der Künstler. Während diese Kunstwerk für und mit der Stadt Kassel und ihren Bürgerinnen und Bürgern entstanden und untrennbar verbunden ist, gibt es gleichwohl unter dem Namen "7000 Oaks" auch noch eine Dependance. Die "Dia Foundation" in New York City, die mit zur Finanzierung des Kasseler Kunstwerks beigetragen hat, hat dort in der 22nd Street zwischen der 10th und 11th Avenue unterhalb des High Line Parks in den Jahren 1988 bis 1996 eine Reihe Eichen, flankiert von jeweils einer Basaltstele, gepflanzt und so an den bedeutenden deutschen Künstler, der einmal meinte: "I Like America and America Likes Me“, und sein epochales Werk in Kassel erinnert. So gibt es eine direkte Linie zwischen der nordhessischen Metropole Kassel und der Weltmetropole New York.
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